Freitag, 29. Dezember 2017

Live in Bielefeld: Bernd Begemann und Die Befreiung im Nr. z.P.

Schwarz-weiß geht immer. Foto: luserlounge
(ms) Was nun schreiben über einen Bernd Begemann-Abend? Über diesen Mann ist so viel zu lesen, sehen und hören, dass eine weitere Besprechung eines Auftritts von ihm eigentlich obsolet ist.
Und doch muss es geschehen.
Die Gründe liegen dabei auf der Hand: Nicht nur dass er mit der Befreiung gut drei Stunden (180 Minuten) Programm in Bielefeld gemacht hat, die wilde Meute erstklassig unterhalten und immer wieder zum Mitsingen animiert hat, nein, es war auch quasi ein Heimspiel für Begemann, der im gut 20 Kilometer entfernten Bad Salzuflen groß wurde, bevor es ihn nach Hamburg zog. Im schönen, ehrenamtlich geführten Club Nr. z.P. (Nummer zu Platz) sammelten sich gut 200 Menschen und als Student hat man das Durchschnittsalter schon leicht nach unten gezogen.

Pünktlich um halb neun ging es dann los. Da der Backstagebereich nicht direkt hinter der Bühne ist, mogelten sich die Musiker durchs Publikum, Begemann selbst stimmte zunächst seine Gitarre, bevor der Zauber des Abends zu wirken begann. Denn, worum geht es in seinen Liedern und Geschichten? Viele handeln vom Scheitern, vom Nicht-Erreichen, von (un)glücklichen Zufällen, aber auch von Herz, Wärme, Norden, Ankommen, Dasein, Genießen. Die tragischen und feinen Momente packt er dann stets in seine eigene humorvolle und charmante Erzählweise, die natürlich witzig ist, in denen das Echte und Wahre jedoch stets durchschimmert.
Es gab Hits und Klassiker zu hören: Sie fuhr einen lila Twingo, Ich hab nichts erreicht außer dir, Ich kann dich nicht kriegen Katrin, St. Pauli hat uns ausgespuckt und natürlich auch Verhaftet wegen Sexy. Eins der Mitsinghöhepunkte war natürlich Unten am Hafen, aber auch der herrliche Rausschmeißer Unsere Liebe ist ein Aufstand. 
Zwischendurch wurden via Quiz - Wer hat die Serie Braking Bad erfunden? - Poster verschenkt, Jacket und Krawatte abgelegt. Letzteres sogar zwei Mal, da es zwischendurch eine kurze Pause gab. Und spätestens hier muss das Wort Stil in Verbindung mit Bernd Begemann fallen: Der unbändige Hüftschwung, die starke Mimik, der in die Luft fliegende Zeigefinger für die wichtigen Stellen und natürlich auch der Kamm in der Gesäßtasche, um die Frisur zu richten.

Das alles wäre nichts ohne Die Befreiung.
Achim Erz am Schlagzeug, Kai Dorenkamp am Keyboard und Ben Schadow am Bass.
Warum Erz und Schadow den Mantel (okay, zwischendurch schon) beziehungsweise Jeansjacke den Abend über anbehalten haben, bleibt wohl ihr Geheimnis. Kalt war es auf jeden Fall nicht.
Für ihre enorme musikalische Qualität stehen zwei Situationen:
1.) Begemann erzählt vor und nach Liedern. Das gehört zur Show. Dabei startet er manchmal nicht mit der Tonart, die zum anschließenden Song gehört. Daher starren Dorenkamp und Schadow ab und an auf die Griffe von ihrem Sänger, um zu erschließen, auf welchen Tönen und Tonleitern sie nun improvisieren können. Hut ab!
2.) In der Zugabe ist Begemann eine Saite gerissen. Weltmännisch zog er sich für die Reparatur zurück. In den darauf folgenden zehn Minuten ging es rund: Bass-Solo, Keyboard-Solo, Schlagzeug-Solo, alle durften zeigen, was sie können und wie gut sie miteinander harmonieren. Sehr schön.

Im Januar gibt es eine neue Platte von Bernd Begemann. Es wird ein Liederzyklus mit dem Namen Die Stadt und das Mädchen. Das wird im mehr oder weniger klassischen Ambiente geschehen - nur Klavier, Gitarre und Gesang. Dann ist er mit Kai Dorenkamp hier auf Tour. Geht da bitte hin!

22.01.18 Hamburg – Elbphilharmonie (Ausverkauft!)
19.04.18 Bielefeld – Bunker Ulmenwall
24.04.18 Stuttgart – Merlin
26.04.18 Karlsruhe – Jubez
27.04.18 Wiesbaden – Walhalla im Exil
28.04.18 Langenfeld – Schauplatz
29.04.18 Münster – Pension Schmidt
03.05.18 Paderborn – Kulturwerkstatt
04.05.18 Bad Muskau – Turmvilla
05.05.18 Leipzig – Kupfersaal





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