Montag, 22. Juni 2015

Live: Traumzeit Festival Freitag: Wanda, Calexico u.a.

Calexico, Copyright: luserlounge
(ms) Wir sind nicht die Intro. Wir sind nicht Visions. Wir sind auch nicht Spex oder Musikexpress. Wir sind keines der großen musikjournalistischen Flagschiffe. Daher schaffen es unsere Rückblicke auf Konzerte oder Neuerscheinungen manchmal erst ein paar Tage später ans Tageslicht, wir sind ja auch nur Fans. Aus persönlichen Gründen, haben wir es dieses Jahr auch nur einen Tag nach Duisburg zum wunderbaren Traumzeit Festival geschafft, nicht so wie letztes oder vorletztes Jahr.
Dieser Freitag allerdings hatte es wirklich in sich.
Das Wetter spielte eher nicht so perfekt mit, es war nasskalt und etwas kühl. Kein Anlass jedoch für die vielen Fans des Festivals sich draußen oder drinnen aufzuhalten zwischen Kraftzentrale, Gießhalle, Gebläsehalle oder der Freibühne am Gasometer. Diese Industriekulturkulisse ist einfach atemberaubend und das jedes Mal aufs Neue. Jedes Jahr gibt es andere Lichtkünstler, die die meterhohen Türme, riesigen Hallen und Stahlkonstruktionen fesselnd in Szene setzen. Allein dafür lohnt sich die Anreise schon!
Doch der Hauptgrund ist immer noch die Musik.
Und die Booker des Traumzeit Festivals locken ein bunt gemischtes Publikum in den Pott. Die Feuilleton-Leser, die Studenten, Junggeblieben, Hedonisten. Wer kennt schon Banda Senderos, Josef Salvat oder Brandt Brauer Frick Ensemble? Von denen haben wir in den oben genannten Journalien nie was gelesen.
Start am Freitag war aber nicht mit klassisch gepluggter Musik. Sondern mit dem Kumpel-Chor aus Duisburg-Homberg - Durchschnittsalter ca. 79 - die alte Bergbaulieber zum Besten gegeben haben: Glück auf! Starke Angelegenheit! Weiter ging es mit L'Aupaire, einem jungen deutschen Lockenkopf mit Band, den es nach Budapest verschlagen hat, um teils catchigen und Mitsingpop auf der Gitarre zu schreiben. Spannende Stimme und äußerst sympatisch. Als Überbrückung zu Calexico trat auf der Gasometer-Bühne die Band Lingby auf. Soundteppiche aus Gitarre, Bass, Schlagwerk, Keyboards, Tuba, Posaune, Trompete und starkem weiblichen Gesang. Sollte man im Blick behalten. Calexico als Headliner am Freitag haben traditionell die Generation ab Mitte 40 erreicht und angezogen! Ich vermute, dass es eine der ehrlichsten und vielleicht besten Live-Bands ist. Ehrlich, weil sie alles geben, egal wie viele Leute zusehen. Joey Burns hat sich sichtlich gefreut über die letzte Festivalshow dieses Jahr und war auch vom Altherrenchor angetan. Am Besten, weil jeder der sieben Musiker ein Meister seines Faches ist. Egal ob Kontrabass, E-Bass, E-Gitarre, Keyboard, Trompete (2x), Marimbaphon/Xylophon, Schlagzeug. Es macht Laune den Herren zuzusehen, wie viel Spaß es ihnen macht, so leichtfüßig zu musizieren. Dabei lag das Augenmerk auf dem neuen Album "Egde of the Sun" und neuerem Material. "Crystal Frontier" zum Beispiel passte nicht in den 75-minütigen Auftritt. Was aber auch egal war, da diese Zeit wie im Fluge verging und nachhaltig als herausragend im Gedächtnis bleibt.

Wanda, Copyright: luserlounge
Und dann kam der heimliche Headliner: Wanda.
Wir lieben sie. Ihr liebt sie. Sie lieben sich auch sehr. Und alle Leute, die da waren, liebten sie auch. Am besten konnte man sie ertragen mit ein, zwei Bier intus.
Sie hatten eine Dreiviertelstunde Zeit, um das Publikum zu begeistern. Beim Betreten der Bühne flogen ihnen die Zuhörerherzen allerdings schon massenhaft entgegen. Große Klasse.
Vielleicht sind Wanda noch nicht mal so gute Livemusiker. Das ist aber insofern egal, weil sie sich herrlich inszenieren. Sie spielen sich selbst auf einem anderen Level: verlebt, übertrieben, selbstbewusst, vielleicht ein bisschen arrogant, aber herzlich und sympathisch und voller Amore! Ein Hit nach dem Anderen. Insbesondere "Luzia" und der Überhit "Bologna" haben die Massen ausrasten lassen; ich kann mich davon nicht ausnehmen. Zum Schluss noch "1, 2, 3, 4" und nochmals "Luzia". Wer kann, der kann. Diese Band lässt ihre Zuhörer paralysiert zurück. Völlig baff! Scheiße, waren die gut! Die streuen eine Droge aus den Lautsprechern, die schnell abhängig macht!

Liebes Traumzeit Festival. Ihr seid einfach klasse. Wie schafft ihr es bei ca. 3000 Tagesbesuchern so ein Line-Up aufzustellen, dazu 16 Acts für lau?! Das würde mich wirklich mal interessieren! Macht weiter so, wir sind nächstes Jahr wieder dabei! Versprochen!

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