Samstag, 29. November 2014

Sicherlich kein One-Hit-Wanda!

(sf) In der deutschspachigen Indieszene war es in den vergangenen Wochen praktisch unmöglich, an Tante Ceccarelli vorbeizukommen, ohne sich einen Extrem-Ohrwurm einzufangen, der so gar nicht mehr gehen möchte. Wenn Kraftklub "Sex auf Deutsch" sind, dass sind WANDA aus Wien die betont österreichische Variante davon - charmant, sexy und mit Unmengen Amore ausgestattet.

 Als "Bologna" am 01.11. erstmals die Spitze der fm4-Charts erklomm, erschien das fast ein wenig wie eine Wachablösung: Ja, Panik!, Kreisky und Bilderbuch waren auch in Deutschland seit geraumer Zeit in aller Munde, doch WANDA hatte so gut wie niemand auf dem Schirm. Dies lässt sich auch ganz gut an den Orten ablesen, die die Band soeben auf ihrer aktuellen Tor bereist (hat) - Passau, Villingen-Schwenningen und Andelsbuch sind für gewöhnlich nicht die ersten Anlaufpunkte, um den neuesten Trends zu folgen. Natürlich wollte ich mir den Hype nochmal aus nächster Nähe anschauen, bevor die nächste Tour vermutlich deutlich größere Hallen füllen dürfte und so machte ich mich auf den Weg nach Rorschach auf der Schweizer Seite des Bodensees, um im dortigen Treppenhaus meine Portion Amore abzustauben.

Nach den Lobpreisungen in der einschlägigen Fachpresse, aber beispielsweise auch in der SZ und im Focus (ich gehe davon aus, dass es in der Schweiz auch nicht anders war), war der Andrang entsprechend groß und das Treppenhaus platzte aus allen Nähten. Bei nur rund 120 Plätzen geht das natürlich schnell, aber bereits eine Stunde vor Einlass fand sich praktisch das komplette Publikum in der angegliederten Bar ein und war voller Vorfreude. Auch ich muss gestehen: so aufgeregt und gespannt war ich schon lange nicht mehr vor einem Konzert und die intime Location verstärkte dieses Gefühl zusätzlich.

Als um 21.30 Uhr endlich die Türen aufgingen, wollte kaum noch jemand draußen warten und so durfte auch die Vorband DACHS aus St. Gallen bereits vor einer sehr guten Kulisse spielen und wurde warm empfangen. Die folgende Stunde verging dann auch wie im Flug, denn die jungen Schweizer überzeugten mit unterhaltsamen Electro-Pop, schweizerdeutschen Texten und jeder Menge Humor. Live war das wirklich klasse, aber ob das auf Platte/CD auch funktioniert, weiß ich nicht so recht.

Quelle: http://images.derstandard.at/2014/10/28/wanda.jpg


Nach einer halbstündigen Umbauphase und anschließenden Technikproblemen war es um 23.15 Uhr endlich so weit: WANDA enterten die Bühne und die Chemie passte vom ersten Moment an - ich übertreibe nicht, wenn ich von "Liebe auf den ersten Blick" spreche, denn Band und Publikum bildeten vom ersten Moment an eine Einheit und feierten eine energiegeladene Party voller Gefühl, Schweiß, Emotion und Sex - Letzteres allerdings nur im übertragenen Sinne.

Mit "Luzia" legten die fünf Herren, die sich nach der einzigen weiblichen Zuhälterin Wiens in den 70er Jahren benannt haben, mal so richtig schwungvoll los und nicht nur einmal fragte ich mich, wie man am vorletzten Abend einer Tour noch so vor Energie, Leidenschaft und Freude strotzen kann, um den Besuchern die bestmögliche Show abzuliefern. Das war ganz groß, in jedem Moment authentisch und dabei durchgehend aufmerksam, was die Bedürfnisse des Publikums betraf - eine Begegnung auf Augenhöhe und das nicht nur, weil die Bühne keine 10 cm hoch war.

Ich weiß, es klingt vermessen, bei Songs, die im Oktober als Album erschienen, von Klassikern zu sprechen, aber glaubt mir: sie werden das einmal sein! Es gibt tatsächlich keinen einzigen Schwachpunkt auf "Amore" und so wurde jedes einzelne Lied frenetisch gefeiert. Im Vorfeld dachte ich noch, es würde wie immer sein: Zuhörer, die ein Lied kennen und dann laut werden, ansonsten aber eher gelangweilt rumstehen, aber nein: vom ersten Moment an zeigte sich das Publikum textsicher und selbst neue, unveröffentlichte Songs wurden innerhalb kürzester Zeit mitgesungen. Der vermeintliche Höhepunkt "Bologna" ragte somit eigentlich kaum heraus, da die Euphorie generell so groß war, dass Tante Ceccarelli und Konsorten nur eins von zahllosen Highlights des Abends war.

"Stehengelassene Weinflaschen", "Schickt mir die Post", "Bleib wo du warst" - ein Hit reihte sich an den nächsten und die Welt ist furchtbar ungerecht, wenn sie WANDA nicht für ihren Enthusiasmus belohnt!

Sehr sympathisch auch, dass die fünf Jungs keine zehn Minuten nach dem Konzert geschlossen im
Vorraum auftauchten, CDs verkauften und signierten, sich massenhaft Zeit für die Fans nahmen und superentspannt von der Tour erzählten. Man hatte den Eindruck, dass die noch gar nicht so recht glauben können, was da gerade abgeht und welchen Hype sie auslösen. Bleibt zu hoffen, dass sie sich diese Unbekümmertheit möglichst lange erhalten können und den Erfolg (und der wird sich sicher einstellen!) nicht als gegeben erachten.

Um kurz vor 1 Uhr war ein denkwürdiger Abend zu Ende - "Auseinandergehen ist schwer", musste aber leider sein... Bis zum nächsten Mal, Ihr Geilen! Und nie vergessen: "Bologna" ist eine Stadt, "Amore" ist eine Lebenseinstellung.





Donnerstag, 20. November 2014

The New Basement Tapes. Auf den Spuren vom 67er Geist und Bob Dylan.



Quelle: universal-music.com

(mb) Was passiert wenn unveröffentlichte Songtexte von Bob Dylan auf einmal entdeckt werden? Man finde einen Produzenten und eine einzigartige Kapelle, die diese aufnehmen. So geschehen mit einer Box voll handgeschrieben Texten aus 1967, dem kreativen und kommerziellen Höhepunkt von Dylan. Dieser rekonvaleszierte sich zu jener Zeit in seinem Haus in Woodstock von einem schweren Motorradunfall, welchen er im July 1966 in der Nähe von New York erlitten hatte. Dabei fand er im Genesungsprozess Halt durch die Mitglieder von „The Band“,seinen Musikkomparsen, die zu ihm ins Haus zogen und an die 100 Songs zusammen in "the big pink", so der Name des Rückzugsortes, aufnahmen.

Quelle:outerbluerecords.com
Diese Aufnahmen sollten Jahre später, offiziell erst 1975,  als die erste Rock Bootleg Platte mit dem Titel "The Basement Tapes" erscheinen, wenngleich the „Great White Wonder“  bereits einige Titel davon Jahre zuvor, zwar inoffiziell, beinhaltete. Wie dem auch sei, bei all dem Überfluss an Kreativität gingen die handgeschriebenen Songtexte irgendwo verloren. Welch Glück für T Bone Burnett, seines Zeichens erfolgreicher Producer u.a auch von Dylans Sohn Jakob und dessen Band The Wallflowers. Nachdem er sich das OK vom Großmeister abgeholt hatte scharte Burnett ein Sammelsurium von höchst talentierten Musikern um sich. So sitzt  Marcus Mumford an den Drums, Jim Jones am Stromer, Taylor Goldsmith spielt an der Gitarre während Rhiannion Giddens singt. Und dann alles durchgemixt. Das war die Grundlage für zweiwöchige Aufnahmen, bei welchen auch Mister Johnny Depp die E-Gitarre in Vertretung von Elvis Costello zupft. Auf den Pfaden des Spirit of 67. 


quelle: theguardian.com
Wie war damals die Jugend doch verwirrt in Europa. Der deutsche Schlager taugte nicht, um ihre Gefühle auszudrücken. Es erschien alles zu verlogen, zu kitschig. Und dann kam Dylan´s biblische Sprachgewalt und änderte alles. Kein Mainstreampop im Petting Zeitalter mehr, sondern gleich purer Sex. „I want you, so bad, honey, I want you”. Oder das Begehren “Lay across my big brass bed / I long to reach for you in the night”. Endlich hatte die Jugend das Sprachrohr, welches Sie solange gesucht hatte. 

Freilich gibt es heute mehr Möglichkeit der Rezeption, dennoch Dylan´s Assoziationspoesie fasziniert und überfordert seit jeher noch jede Generation und gerade deswegen dienen die Texte bis heute als Schablone für die Gefühlslagen sämtlicher Altersstufen. Deshalb ist es umso weniger erstaunlich, dass sich seither immer mehr B-Seiten in das Bewusstsein drängten, um die Worte für die Gedanken im Kopf zu finden, die schlichtweg selbst unaussprechbar waren.  Umso schöner, dass man sich nun mit der Bootleg Platte „New Basement Tapes“ wieder auf Entdeckungsreise begeben kann und den Geist der 60iger auch 50 Jahre danach noch nachhängen, träumen und mystifizieren kann und darf, wenngleich natürlich in einem anderen Kontext. Grandiose Texte und Arrangements kennen eben kein Ablaufdatum. 


and many more. Sucht einfach nach "New Basement Tapes" auf Youtube.

Samstag, 15. November 2014

Tour of Tours: Honig, Town of Saints, Tim Neuhaus, Ian Fisher und Jonas David auf einer Bühne!


(ms) Wer kennt nicht das atemberaubend schöne “Freunde”-Buch von Helme Heine? Jedem Kind müsste es bekannt sein genauso wie Liebhabern der schönen Kinderbücher. Freunde, die einfach alles zusammen machen und dabei ganz unterschiedlich sind. Eine schräge Überleitung zu einem wohl einzigartigen Tour-Projekt von fünf Bands? Mag sein, aber gewisse Parallelen sind unübersehbar. Wenn Honig, Tim Neuhaus, Town of Saints, Jonas David und Ian Fisher zusammen auf eine epochale Tour gehen, passiert irgendetwas unnormal Phantastisches, denn sie schmelzen zu einer neuen Riesen-Band zusammen! Deshalb heißt diese Tour auch: Friends don’t let friends tour alone. Wie es dazu kam, was das alles soll, was das mit viel Magie und Bier zu tun hat, haben wir mit Stefan Honig bequatscht. Aber lest selbst:

Luserlounge: Hallo Stefan, deine eigene Tour ist vor 4 Wochen erst zuende gegangen und die nächste steht bevor. Hallt es noch nach oder ist der Alltag schon eingekehrt?
Stefan Honig: Die Tour war wirklich wunderbar. Aber sobald man wieder zu Hause ist, ist man auch irgendwie wieder raus. Es fühlt sich an, als ob es ewig her wäre. Ein bisschen Alltag ist schon eingekehrt, aber ich verbringe auch schon wieder viel Zeit im Proberaum, um Ideen für neue Songs zu konkretisieren. Wo die genau landen – ob auf einem neuen Album oder woanders – mal sehen…

Butter bei die Fische: Die Tour of Tours wurde vor zwei Jahren angedacht. Viel Zeit ist ins Land gegangen. Wieso hat es so lange gedauert, bis es im Januar endlich losgeht?
Das Ganze ist ein riesiger logistischer Aufwand. Erst einmal musste ein konkretes Konzept her, wie wir das Ganze auf die Beine stellen wollen, dann folgt ein Artwork, was auch so seine Zeit braucht. Dann mussten wir einige wichtige Leute davon überzeugen, dass wir das ernst meinen. Da passt es ganz gut, dass das Grand Hotel van Cleef Tim, Town of Saints und meine Band bucht und die die Idee schnell ziemlich gut fanden. So weit so gut. Dann kam der schwierigste Teil, nämlich einen Zeitraum zu finden, wann wir alle mal Zeit haben. Unsere Tour ist gerade vorbei, Tim Neuhaus tourt gerade mit Clueso, Town of Saints sind auch unterwegs und Ian Fisher ist zur Zeit in Italien unterwegs.

Was war denn überhaupt der ausschlaggebende Punkt so eine Tour endlich mal zusammen zu gestalten?
Etwas ähnliches haben wir ja schon letzten Winter im Rahmen der „about songs“-Touren gemacht, nur jetzt sind es noch mehr Leute und es ist etwas größer. Und es ist einfach so eine geile Sache, die Songs der anderen zu lernen, Neues entstehen zu lassen mit anderen Arrangements und so. Und die Bands unter sich haben sich beispielsweise bei unterschiedlichsten Melodica-Festivals oder durch gemeinsames touren schon kennengelernt. Andererseits haben wir untereinander an den Platten der anderen immer mitgewirkt und zum Beispiel ist Jonas David nun schon mehrfach mit uns auf Tour gewesen. Dabei stieg auch immer mehr der Bock miteinander zu musizieren, anstatt dass jeder sein eigenes Süppchen kocht.

Und dann gab es eine denkwürdige Nacht in Berlin 2012, oder?
Genau, das war bei unserer eigenen Tour im Bi Nuu, da haben wir am Tag vorher in Husum mit Jonas und Town of Saints gespielt und Jonas dachte sich, bevor er wieder nach Hause fährt, kommt er mit nach Berlin. Lustigerweise sind Tim Neuhaus in Ian Fisher an eben jenem Abend auch zu dem Konzert gekommen und durch magische Hand haben wir alle bei den letzten drei Songs zusammen auf der Bühne gestanden. Und diese drei Songs waren eine dermaßen harte Party. Dann sind wir nach dem Gig noch bis in die frühen Morgenstunden in eine Kneipe gegangen wo uns von Karaoke bis Free Style HipHop nichts zu Schade war. Und da kam der Gedanke auf, das nicht bei diesem Abend zu belassen, sondern mal zusammen auf Tour zu gehen. Das war die Geburtsstunde der Tour of Tours und auch der Grund warum genau diese Bands zusammen touren wollten.

Nächstes Jahr dann live auf der Bühne kann man sich das als Zuschauer dann so vorstellen, dass jede Band, die 2 Musiker entsendet, alleine etwas spielt und es dann immer mehr und mehr wird, bevor am Ende die Bühne explodiert?
Jein. Die Kollaborationen beginnen eigentlich schon sehr früh, wenn zum Beispiel Town of Saints ihr Material spielen, könnte irgendwer anders an den Drums und am Bass zu finden sein. Und bei der letzten Stunde auf der Bühne wird es dann wirklich so sein, dass wir alle zusammen spielen werden. Dabei haben wir untereinander ja unfassbar viele Möglichkeiten zu kombinieren. Tim spielt alle Instrumente, Heta von Town of Saints spielt Geige, Akkordeon und singt wunderbar, Harmen spielt Klavier und auch sehr gut Schlagzeug. Also kann es wirklich mal vier, fünf Leute geben, die trommeln oder Gitarre spielen! Das einzige, was wir nicht wirklich dabei haben, ist ein richtiger Bassist, aber das muss dann halt jeder mal übernehmen.

Also: 10 Freunde auf der Bühne, die richtig Bock haben zu spielen. Was wird dann der absolute Höhepunkt sein?
Das wissen wir selbst noch nicht genau, denn wir treffen uns alle zusammen in Essen vier, fünf Tage vor der Tour, um zusammen zu proben und Ideen für gemeinsame Songs entstehen zu lassen. Wir werden sicherlich von einigen Sachen genauso überrascht sein, wie das Publikum, da wir auch noch nicht absehen können, was da alles auf uns zukommt. Dabei werden wir in den Proben ein paar Sachen und Arrangements machen, die speziell nur für diese Tour sein werden, ob dabei noch ein neuer Song rauskommen wird, wird sich zeigen.

Die Tour of Tours: Einmal und nie wieder?
Aufgrund der ganzen Logistik: ja, wahrscheinlich. Aber vielleicht macht es uns allen auch so viel Spaß, dass wir am Ende beschließen in regelmäßigen Abständen alle gemeinsam auf Tour zu gehen. Wir nehmen dafür auch einen Kameramann mit, der uns begleitet, sodass hoffentlich am Ende eine kleine Doku über diesen wilden Haufen entsteht, der drei Wochen im Nightliner aufeinander hockt. Doch was genau passiert, kann man ein paar Wochen vorher nicht genau sagen, es wird sich auf Tour in magischen und wahrscheinlich erinnerungswürdigen Momenten entscheiden.

Live spielen sie alle zusammen genau hier:
23.01.15 Köln, Gebäude 9
24.01.15 Essen, Zeche Carl
25.01.15 Münster, Skaters Palace
26.01.15 Neunkirchen, Stummsche Reithalle
27.01.15 Stuttgart, 1210 - Club Zwölfzehn
28.01.15 Aschaffenburg, Colos-Saal Aschaffenburg
29.01.15 Oldenburg, Amadeus Oldenburg
30.01.15 Hamburg, Gruenspan
31.01.15 Rostock, M.A.U. Club Rostock
01.02.15 Hannover, Faust Warenannahme
03.02.15 München, Ampere
04.02.15 Nürnberg, club stereo
05.02.15 Leipzig, Leipzig Werk 2
06.02.15 Dresden, Beatpol
07.02.15 Berlin, Postbahnhof am Ostbahnhof



Sonntag, 9. November 2014

The Dø SHAKE, SHOOK, SHAKEN


(cg) Das wurde auch Zeit! The Dø aus Frankreich (Überraschung! Der Name der Band lässt ja eigentlich einen anderen geografischen Hintergrund vermuten) brachten vor kurzem nach drei Jahren ohne neue Platte ihr drittes Studioalbum ‚Shake Shook Shaken‘ an die Öffentlichkeit. Multiinstrumentalist  Dan Levy und Sängerin Olivia Merilahti, deren Mutter aus Island stammt, starteten  2007 in Frankreich als Duo. Kennengelernt haben sie sich durch die gemeinsame Arbeit am Soundtrack zum Film "Empire of The Wolves", der nach Aussage von Olivia sehr schlecht und nicht der Rede Wert sei. Dennoch beschlossen sie danach gemeinsam weiter Musik zu machen. Der Name der Band setzt sich aus den Anfangsbuchstaben von Dan und Olivia zusammen.


Quelle: www.78s.ch


Schon auf ihrem ersten Album, 'A Mouthful', zeigen sich die isländischen Wurzeln der großartigen Olivia in dem Song ‚Unissasi Laulelet‘ den sie in ihrer Muttersprache singt. Seit der ersten Tour ist auch Schlagzeuger und Perkussionist José Joyette mit an Bord und seit dem spielt das Trio sich durch die Welt, jedoch außerhalb von Frankreich eher im Hintergrund, von den Indie Jüngern beachtet, überragende Charterfolge blieben jedoch bisher aus. Das könnte sich jetzt ändern. Shake, Shook, Shaken steckt voller Potential.

‚Keep Your Lips Sealed‘ eröffnet das musikalische Werk würdig als treibender akustischer Appetizer, der Hunger auf mehr macht und großartiges verspricht. Man bekommt eine Idee vom experimentellen, vielseitigen Sound der Platte, angetrieben von starken Rhytmen, Jazzigen Poppigen Sounds und der einzigartigen Stimme Olivias. Die musikalischen Einflüsse reichen von den Beatles bis Björk, ein breites Spektrum aus dem sich schöpfen lässt.



Gefolgt wird von ‚Trustful Hands‘, der ersten Singleauskopplung des Albums. Der Song hält einige Ohrwurm erzeugende Parts bereit und wirkt sehr abgerundet. 'Miracles – Back in Time‘ hat mehr Tempo, ist genauso abwechslungsreich und kann auch gut noch den halben Tag im Ohr bleiben. Eine epische Hymne ist 'Sparks', musikalisch gelungen und irgendwie löst der Song in mir das Gefühl aus, dass bald etwas Großartiges passiert. Das kommt vermutlich von Olivias und Dans Vergangenheit als Soundtrack Komponisten.



Tanzbarer wird es bei ‚Going Through Walls‘ und ‚Despair Hangover & Extasy‘. ‚Anita, No‘, ‚A Mess like This‘ und ‚Nature Will Remain‘ sind wunderbar mitreißende, gut geschriebene und arrangierte Balladen. Zum Schluss schließt das Album mit ‚Omen‘: experimentell, episch, düster, laut und in einer eigenen Weise großartig beschreibt er die perfekte Kurve zurück an den Anfang zu ‚Keep Your Lips Sealed‘.

Insgesamt ein Werk musikalischer Größe, dem ich den verdienten Erfolg wünsche. Für Liebhaber musikalischer Vielfalt und experimenteller Kompositionen eine wahre Ohrenfreude, aber bestimmt nicht jedermanns Sache. Man kann Olivias Stimme auch nervig finden, aber ich tue das ganz und gar nicht, ich danke dem Universum für the Dø!

Dienstag, 4. November 2014

Ira Atari - "Heroes": Alles auf Null und Vollgas nach vorne!

(ms) Der Atari 2600 kam 1980 auf den europäischen Elektronikmarkt als Konsole der zweiten Generation. Das kann man den Kids heutzutage kaum noch erklären, die an ihren Smartphones, xBoxen, Playstations und Wiis hängen. Der Steuerknüppel sah aus wie ein abgebrochenes Kunststoffstück, das in eine Brandmeldeanlage des Berliner Flughafens gehört. Aber egal, Hauptsache zocken!
Ira Göbel war da drei Jahre alt, als dieses Gerät die Herzen der Spielerinnen und Spieler erobert hat. Vielleicht war diese wegweisende Liebe und zeitliche Parallele ihr schon in die früheste Kindheit eingebrannt, wer weiß?! Zumindest hat Ira später diese quirligen und beinahe nervigen Töne des Atari ähnlich wie der Kollege Torsun genutzt, um damit Musik zu machen. Ira + Atari = Ira Atari. Ein Hammer-Name für ein elektronisches Musikprojekt. Ihr Debut in Plattenlänge liegt jetzt schon drei Jahre zurück und hatte mächtig Dampf. Harte Beats, laute Sounds, in jedem Fall tanzbar und hitverdächtig.

Foto: Stefan Lozar

Drei Jahre später. 2014. 7. November. Dieser Freitag. Da kommt das nächste bahnbrechende Lebenszeichen von Ira Atari. Und in den letzten Wochen und Monaten ist wirklich viel passiert. Bernhard Raser als Drummer ist mit in das Projekt eingestiegen, die Atari-Soundmodule wurden aufs Abstellgleis geschickt. Die Härte ist ein wenig aus den Songs gewichen und an ihre Stelle setzt sich eine beatlastige Tanzbarkeit, die bei anderen Größen des Genres ihresgleichen sucht, ganz gut passt hier der Vergleich zu La Roux, die ja auch dieses Jahr nach langer Zeit und irrem Gehype ein neues Alvum veröffentlicht hat. Bei Ira ist es nun eine EP mit fünf Songs. "Heroes" ist der Name. Helden. Im Jahre 2014. Wer ist schon ein wirklicher Held für die Generation Spotify? Was macht ihn aus? Wo erkenne ich ihn? Alles komplett egal, meint Ira. Wir brauchen keine Helden und wir müssen sie erst nicht selbst verkörpern. Ein doch wirklich entspannter und sympatischer Ansatz.
Und wenn "Who are you" in den nächsten Wochen und Monaten sich nicht fest in die Playlists der präsenten Indie-Discotheken einbrennt, dann haben die werten Herren und Damen Disc Jockeys definitiv keinen guten Musikgeschmack, so herrlich wie die Beats die Beine zum Tanzen bringen.
Es sind zwar nur fünf Songs, doch sie lassen Ira Atari in einem ganz neuen Gewand erscheinen und frischer daher kommen, als das Debut nachschallt.


Ira Atari hat sich oder: haben sich neu erfunden.
Live zu bestaunen ist das in den nächsten Tagen auf diesen Bühnen:

08.11.2014 Magdeburg - Projekt 7
13.11.2014 Hamburg - Molotow
14.11.2014 Wiesbaden - Schlachthof
21.11.2014 Berlin - Rosis
22.11.2014 Essen - Hotel Shanghai